Kaffeegedichte

Veröffentlicht auf von Kahveci







... Stefan George

rührt hinter regennassem glas kristall
von zucker, still mit silberweißem haar,
und kekse schweigend bricht im hohen jahr
das alter, starr im blick und greis und fahl.

der ruhend dunkle kreis, des kaffees schimmer,
es geht das jahr, uns bleibt die ewigkeit.
die tische brav, in feiner ordnung immer,
so füllt das gelbe licht den tag mit zeit.

ein kinderlachen, und zum tische hin
läuft, sieh, ein bub, mit kleiner hand er nimmt
den rahm, befreit betagte starre, stimmt
die alten um - und verrät den sinn.

... Eugen Roth

Dem Kaffee, so die Wissenschaft,
gibt das Koffein die Kraft.

Die Bitterstoffe sind verdrießlich,
Mit Milch, heißt's, trink dein Koffein.
Und in der Milch, das weiß man schließlich,
schwimmt so manch ein Vitamin.

Bekömmlichkeit so erst verschafft,
die Milch dem heißen schwarzen Saft.
So geht die Sitte wie beim Tee,
Es trinkt der Mensch mit Milch Kaffee.

Doch Kost getrennt ist auch gesund,
drum kipp' ich schwarz ihn in den Schlund.

... Matthias Claudius

Bald kocht der Kaffee für den Tag,
herb und rein und ach zu stark.
Seht dort den schwarzen Seelenspiegel steh'n.

Lasst uns einfältig, ohne Klagen,
friedlich trinken, und manch' Fragen
in uns'rer eig'nen Tiefe seh'n.

Tagesmühe, wohl bemessen,
macht uns're Seelennot vergessen,
und wir müssen nicht versteh'n.

Hier in der warmen Stube drinnen,
in Muße nun, wir uns'rem Sinnen
nicht können allzuleicht entgeh'n.

Hilf Gott in Finsternis und Plagen,
die Seelenschau mit Rahm ertragen.
Lass auch den heißen Nebel weh'n.

... Friedrich von Schiller

Ich will so werden wie die Leute,
die nachts Bohnenkaffee trinken,
und vorm morgigen Geläute,
die Welt mit Leben neu beschenken.

Wer wachend auch zu später Stund verweilt,
des Mattigkeit der schwarze Zauber heilt.

Ist die Nacht auch kühl auf Erden,
In dem Kessel pfeift es heiß,
Fertig soll der Kaffee werden,
Von der Stirne rinnt der Schweiß.

Der Puls schwillt an, es klopft alsbald das Herz,
und reiner Freude weicht der alte Schmerz.

Streif ab die schwere Last der Lider,
mit neuem Schwung zur Tat bereit,
Erwachen sollen deine Glieder
mit der Bohnen Kraft Geleit.

Der spürt, wie Blut in seinen Adern schlägt,
wer nur mit Mut erneut zu Werke geht.

... Eduard Möricke

Der Kaffeeküche süßer Duft
entrückt mein Herz mit zarten Wonnen,
doch das Werk das lang begonnen,
nach meiner Hände Arbeit ruft.

Der Kesselpfeifen lieblich Schall
rührt mich an, weckt mir die Sinne,
Dass ich dem Rausche nicht entrinne,
kündet mir der heiße Schwall.

Zucker fein versüßt den Trank.
Die Arbeit ruht, es zieh'n die Stunden.
Ahnung stille, hab' gefunden
was in Vergessenheit versank.

Sanft trägt vorbei erregte Luft
Erinn'rung in der Zeit zeronnen.
Liebkost mich, rührt mich an, besonnen,
der Kaffeeküche süßer Duft.

... Gottfried Benn

Café au lait
am Boulevard
entfremdet hier,
erhellt,
Die Kellner en passant.

Café au lait,
Platanengarten,
säumet den Beton,
Damenabsatz,
Großstadttrottoir.

Café au lait,
es fällt die Nacht.
Gedanken, spielt das Glück.
Noch eine Tasse
trägt die Vergangenheit.

Leere Schale,
Einsamkeit.
Lichterszenen,
vom Silberlöffel siehst du mir entgegen:
ich zu zweit.

... Bertold Brecht

In der alten Kanne Malzkaffee.
Durch die Bombenlücke seh ich die Nachbarn
in der übernächsten Straße.
Er blieb in Russland.
Auch sie trinkt Malzkaffee.
Manche Dinge ändern sich nie.

... und nochmal Matthias

Heiß glüht der Kaffeetrunk im Bauch,
schwarzbitter ist der alte Brauch,
und allzuherb umweht's den Hauch.

Setzt auf ein kühles Sahnemützchen,
dass er zwar friert ein bisschen,
doch ist er uns so lieber auch.

... Ernst Jandl

Herr Ober, ob er mal kommt.
Es gibt K Kaffee und der Löff fehlt.

... Rainer Maria Rilke

Der Löffel ruht im einsamen Gestade,
Der Kaffee raucht, sein Dunst durchbricht den Blick.
Die stille Glut gibt Trost mir fade
Allein die Milch verspricht ein kurzes Glück.

... William Shakespeare

O! Here the coffee comes, the black sea's round,
the drink of bitterness and grief.

The foamy haze of milk hides not thy depths
and deep inside thy cup we know thine origin.

And yet thy warmth doth comfort me,
as milk gives comfort to the lamb.

... Sabine Bends

Schwarzer Kaffee, bitt'rer See
kennst die Glut, kennst keinen Schnee.
Du wärmst die Hände, wärmst mein Herz,
nimmt dein Milchhäubchen auch mir den Schmerz?

Veröffentlicht in Literatur Cafe

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